Das ensemble mosaik zeigt Steven Kazuo Takasugis szenische Meditation Sideshow für verstärktes Oktett über Virtuosität, Abnormitätenschauen, Unterhaltung, Spektakel, das Geschäft und die Opfer, die man bringt, um in der Welt zu überleben.
Steven Kazuo Takasugi, geboren 1960 in Los Angeles, hat sich vor allem mit seinen elektro-akustischen Werken einen Namen gemacht. Als Grundlage dient ihm dabei ein großes Archiv von aufgezeichneten Schallereignissen, die er mit realen Instrumentalklängen in Beziehung setzt. An seiner Sideshow for live octet and electronic amplification and playback hat Takasugi sechs Jahre, von 2009 bis 2015, gearbeitet. Darin bezieht er sich auf die dunklen Schaubuden in den Vergnügungsparks von Coney Island im frühen 20. Jahrhundert. Das knapp einstündige Stück führt in ein absurdes Theater, in dem die Musiker teils wie Marionetten agieren, streckenweise fast schon animalische Züge annehmen. Takasugi inszeniert ein Spiel mit akustischen Täuschungen, vorgegaukelten Erwartungshaltungen und paradoxen Missverhältnissen zwischen den live spielenden Musikern und dem tatsächlich Gehörten.
Ein Zyklus von sechs Aphorismen des Wiener Satirikers Karl Kraus zieht sich als roter Faden durch das Werk. Da heißt es etwa: Wenn Tiere gähnen, haben sie ein menschliches Gesicht oder Der Fortschritt macht Portemonnaies aus Menschenhaut.
Takasugis Sideshow ist komisch, traurig und zuweilen albtraumhaft, es speist sich aus einer universalen Vorstellung von Menschlichkeit und Emotion und lädt alle Hörer ein, ungeachtet ihrer Herkunft und Erfahrungen, ein Gefühl von Verständnis und Teilhabe herbeizuführen.
ensemble mosaik Bettina Junge – Flöte | Christian Vogel – Klarinette | Martin Losert – Saxofon | Niklas Seidl – Solo sprechender Schlagzeuger | Ernst Surberg – Klavier | Chatschatur Kanajan – Violine | Karen Lorenz – Viola | Mathis Mayr – Cello | Arne Vierck – Klangregie
Regie Christian Kesten