Kunstquartier Bethanien, Studio 1

Montag 13.11., 12.30 Uhr – Videodokumentation

Tafelmusik und Mittagsimbiss aus Spanien

Ensemble JungeMusik Berlin

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme einer Suppenschüssel.
© André Fischer

Programm

  • José Luis Perdigón
    hold(2018)
    für Tenorsaxophon, Flöte und Cello
  • Elena Mendoza
    Découpé(2016)
    für Akkordeon solo
  • Irene Galindo Quero
    Linea(2008)
    für 2 sprechende Musikerinnen und Cello
  • +++ Mittagsimbiss +++
  • Nachtisch Deutschland:
  • Rainer Rubbert
    Essential(2013)
    für Klavier zu 4 Händen

Ensemble JungeMusik Berlin

Erik Drescher – Flöte | Irina Yudaeva – Saxophon, Sprecherin | Felix Kroll – Akkordeon | Lillia Keyes – Cello | Karine Gilanyan – Klavier, Sprecherin | Nadezda Tseluykina – Klavier
Leitung: Helmut Zapf
Es kocht für uns: Erik Drescher


Die Welt bittet zu Tisch! Klangvolles und Schmackhaftes zur Mittagszeit. Mitglieder des Ensembles JungeMusik Berlin präsentieren jeden Tag Musik aus einem anderen Land. Zu hören sind Kompositionen aus Österreich, Armenien, Rumänien, Großbritannien und Spanien sowie täglich ein musikalischer Nachtisch aus Deutschland. Dazu wird ein landestypischer Imbiss gereicht. Die Tafelmusik bietet Gelegenheit, mit den anwesenden Künstler:innen ins Gespräch zu kommen.

Am ersten Tag stehen Stücke von spanischen und deutschen Komponist:innen auf dem Programm. Alle vier leben derzeit in Berlin.

José Luis Perdigón: hold (2018)
hold ist eine Erkundung von Klangketten und Stille. Die Gesten und Linien folgen einander zwischen den drei Instrumenten und erzeugen kleine Haikus, die mitten im Nirgendwo ruhen. Diese Haikus funktionieren jeweils wie Klangketten, in denen sich jedes Instrument am anderen festhält und versucht, nicht in die Leere der Stille zu fallen. Der Komposition liegen kurze Zitate zugrunde:

„Grey is the sad world Into which the colours fall Like inspiration Sparkle and are overwhelmed Grey is the tomb, a fortress From which none return.“
(Derek Jarman, Chroma)

„To hold,
you must first open your hand. Let go.“
(Lao Tze, Tao Te Ching)

Elena Mendoza: Découpé (2016)
Der Titel bezieht sich auf eine Technik der dadaistischen Literatur: ein Text wird ausgeschnitten und die Fragmente werden neu kombiniert, um einen anderen Text zu kreieren, sodass sich neue poetische und meistens absurde Zusammenhänge ergeben. Analog dazu werden in dieser Komposition Ausschnitte fiktiver Stücke aneinandergereiht und immer wieder anders angeordnet. Zusammenhänge entstehen und verschwinden in rasender Geschwindigkeit und der Grat zwischen Kontinuität und Diskontinuität, zwischen Wiederholung und Variation wird immer wieder aufs Neue begangen. Die Materialien sind divers – die Fragmente der imaginären Stücke, auch wenn sie mit zeitgenössischen Spieltechniken bearbeitet sind, enthalten Reminiszenzen an verschiedene Akkordeontraditionen, wie die französische Volksmusik und den Jazz, und bergen somit eine Auseinandersetzung mit der Gesamtgeschichte des Instruments, das eng mit der Unterhaltungsmusik, dem Tanz und die Fiesta verbunden ist.
Elena Mendoza

Irene Galindo Quero: Linea (2008)
Das Stück bezieht sich auf das Gedicht Límites von Jorge Luis Borges:

„Hay una línea de Verlaine que no volveré a recordar, hay una calle próxima que está vedada a mis pasos, hay un espejo que me ha visto por última vez, hay una puerta que he cerrado hasta el fin del mundo. Entre los libros de mi biblioteca (estoy viéndolos), hay alguno que ya nunca abriré.
Este verano cumpliré cincuenta años; la muerte me desgasta, incesante.“

„Es gibt eine Zeile von Verlaine, an die ich mich nie wieder erinnern werde, es gibt eine nahe gelegene Straße, die für meine Schritte versperrt ist, es gibt einen Spiegel, der mich zum letzten Mal gesehen hat, es gibt eine Tür, die ich bis zum Ende der Welt geschlossen habe. Unter den Büchern in meiner Bibliothek (ich schaue sie gerade an) gibt es einige, die ich nie öffnen werde.
Diesen Sommer werde ich fünfzig Jahre alt; der Tod zermürbt mich, unaufhörlich.“

Es wird nicht versucht, den Text in Musik umzusetzen, sondern ihn als Ausgangspunkt für selbständige musikalische Wege aufzufassen. Verschiedene Grenzen werden ausgelotet: die Wahrnehmung der Periodizität bei einem extrem langsamen Puls; die unmögliche Simultaneität von Worten mit verschiedener Betonung. Mit einer gesuchte Schlichtheit an die subtilen límites (Grenzen) zu wandern, um doch nicht so übersichtliche Phänomene auszudrücken.
Irene Galindo Quero

Rainer Rubbert: Essential (2013)
Essential beschränkt sich auf vier dreistimmige Akkorde; gerade genug, ein drei- bis vierminütiges Stück zu gestalten.
Rainer Rubbert