Kunstquartier Bethanien, Studio 1

Freitag 17.11., 12.30 Uhr – Videodokumentation

Tafelmusik und Mittagsimbiss aus Rumänien

Ensemble JungeMusik Berlin

Das Bild zeigt eine Suppenschüssel.
© André Fischer

Programm

  • Carmen Maria Cârneci
    Origami mit Schwarzvögeln(2014/16)
    für Flöte solo
  • Gabriel Iranyi
    Bird in Space(2005)
    für Klavier solo
  • Ionică Pop
    Cvasi Cadenzza(2000)
    für Klarinette solo
  • Alexandru Murariu
    Le reflet(2019)
    für Violine und Klavier
  • +++ Mittagsimbiss +++
  • Nachtisch Deutschland:
  • Helmut Zapf
    Molitva(2022)
    für Klarinette in B und Akkordeon

Ensemble JungeMusik Berlin

Erik Drescher – Flöte | Matthias Badczong – Klarinette | Christine Paté – Akkordeon | Susanne Zapf – Violine | Nadezda Tseluykina – Klavier
Leitung: Helmut Zapf
Es kocht für uns: Erik Drescher


Die Welt bittet zu Tisch! Klangvolles und Schmackhaftes zur Mittagszeit. Mitglieder des Ensembles JungeMusik Berlin präsentieren jeden Tag Musik aus einem anderen Land. Zu hören sind Kompositionen aus Österreich, Armenien, Rumänien, Großbritannien und Spanien sowie täglich ein musikalischer Nachtisch aus Deutschland. Dazu wird ein landestypischer Imbiss gereicht. Die Tafelmusik bietet Gelegenheit, mit den anwesenden Künstler:innen ins Gespräch zu kommen.

Am Freitag stehen Stücke von rumänischen und deutschen Komponist:innen auf dem Programm. Den Abschluss macht Helmut Zapf, der die Programme der Tafelmusiken bei der Klangwerkstatt Berlin kuratiert.

Carmen Maria Cârneci: Origami mit Schwarzvögeln (2014/16)
Dem Muster des Gesangs eines schwarzen Vogels folgend, wurde das dritte Stück des Origami-Zyklus als durchgehende Melodie komponiert, die Merkmale wie Motiv- und rhythmischen Einfallsreichtum im Rahmen eines elastischen Tempos trägt, das dem Spieler eine gewisse Freiheit lässt.

Gemacht, neu gemacht, gebunden, gelöst, die vielen abgewinkelten und asymmetrischen Origami-ähnlichen Falten erzeugen eine immer wieder neu erfundene, exponierende Musik mit einem lediglich ruhigen Klang, der hier und da durch dynamische Episoden getrieben wird. Besonderes Augenmerk wurde auf Timbre/Instrumentalfarben und -effekte gelegt, die in diesem Stück sowohl als Merkmal zeitgenössischer Musik als auch als Signatur der Natur angesehen werden.
Carmen Maria Cârneci

Gabriel Iranyi: Bird in Space (2005)
Der rumänische Bildhauer Constantin Brâncuși – der sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris niederließ – erlangte durch seinen unverwechselbaren Stil internationale Anerkennung mit seinen Skulpturen Die unendliche Säule, Der Tisch des Schweigens und seine 29 an den Vogelflug gewidmete Skulpturen. Mein Klavierstück Bird in Space ist eine Studie zu der gleichnamigen Plastik und gleichzeitig eine Hommage an C. Brâncuși.
Gabriel Iranyi

Ionică Pop: Cvasi Cadenzza (2000)
Cvasi Cadenzza für Klarinette solo ist ein Stück, das um das Jahr 2000 geschrieben wurde. Es wird eine Uraufführung sein, weil es in meiner Bibliothek ziemlich vergessen war. Es ist ein Zufall des Schicksals, dass es dank Helmuth Zapf nun erklingt.

Das Stück beginnt mit einer stimmungsvollen Atmosphäre, die auf dem chromatischen Trichord ais – h – c basiert. Dies ist der melodische Kern, aus dem sich die ganze Komposition wie ein Schneeball entwickelt, der den Berg hinunterrollt. Cvasi Cadenzza hat auch zirzensische Elemente durch die Akrobatik, die der Klarinettist ausführen muss. Dem Instrumentalisten steht es frei, am Ende seine eigene Improvisation hinzuzufügen.
Ionică Pop

Alexandru Murariu: Le reflet (2019)
Dies ist ein Werk, das für ein Projekt geschrieben wurde, bei dem wir mit jeglichem Material der berühmten dritten Sonate für Violine und Klavier (1926) von George Enescu beginnen mussten.
Alexandru Murariu

Helmut Zapf: Molitva (2022)
Das kyrillische Wort Molitva wählte ich, da ich den Erstinterpreten, die beide orthodoxen Glaubens sind, eine besondere Zuneigung schenken wollte. Die Musik folgt den sechs Bitten des Vater unser – anders, ich folgte beim Komponieren dem Gebetsvorschlag Jesu mit den kurzgehaltenen Bitten. Aber auf die einleitenden Worte des Gebets (Vater unser …) und den später im Neuen Testament zugefügten Schlussworten (denn dein ist das Reich …), verzichte ich nicht.

Das Stück besteht aus einer 6-Tonreihe, die zu Beginn durch die Klarinette vorgestellt und zu einer „falschen“ 12-Tonreihe erweitert wird. Im quasi goldenen Schnitt der ersten sechs Töne macht die Linie einen doppelten Oktavsprung und verdoppelt den fünften Ton auffallend, flehend, nach oben … Mit dem Einsatz des Akkordeons beginnt die erklungene Reihe sich stetig in der Klarinette zu wiederholen, und das Akkordeon staucht von da an sie ebenso stetig in neue vertikale Klanggebilde. Gebetsartig wird der Prozess wiederholt, dabei zugunsten der einzelnen Bitten variiert, bis sich die Instrumente an einschneidenden Stellen kurz in rhythmischen und tonalen unisoni treffen, um einzelne Gebetsmomente zu unterstreichen.
Helmut Zapf